Aberglauben rund um die Hochzeit – 12 Mythen und ihre Hintergründe

Für viele bedeuten sie nicht viel mehr als lustige Anekdoten, doch manch einer schwört fest auf sie: Aberglauben.  Wie in den meisten Kulturregionen der Welt existieren natürlich auch im deutschsprachigen Raum viele solcher Brauchtümer – und nicht wenige hängen direkt mit Hochzeitsbräuchen und -traditionen zusammen.

Ob ernst gemeint, romantisch oder nur zum Spaß: Der Aberglaube bildet auch heute noch ein festes Element vieler Hochzeitszeremonien. Die meisten dieser Mythen und damit verbundenen Bräuche finden ihren Ursprung in dem Bedürfnis, dem Ehepaar Schutz, Glück und Fruchtbarkeit mit auf den Weg zu geben und dabei düsteren Energien den Garaus zu machen. In unserem Artikel befassen wir uns mit den im deutschsprachigen Raum verbreiteten Aberglauben rund um das Thema Hochzeit. 

12 verbreitete Hochzeitsaberglauben im deutschsprachigen Raum

Paar küsst sich zur Hochzeit
Foto © Victoria Priessnitz (Unsplash)

1. Heiraten im Mai bringt Unglück

Hartnäckig hält sich hier und da der Aberglaube, dass Eheschließungen im Monat Mai unter keinem guten Omen stehen und schon bald bereut werden könnten. Woher diese alte Weisheit stammt, ist nur schwer zu belegen. Einiges deutet aber darauf hin, dass dieser Aberglaube mit dem hierzulande oftmals immer noch unbeständigen Wetter im Frühlingsmonat Mai zusammenhängt. 

2. Etwas Altes, Neues, Geliehenes und Blaues

Dieser Hochzeitsbrauch zählt im deutschsprachigen Raum auch heute noch zu den bekanntesten und ist am Tag der Hochzeitszeremonie ein fester Bestandteil vieler Braut-Accessoires.  Vier Gegenstände, die in diese vier Kategorien passen, sollen die Braut vor Unglück bewahren. 

Die Symbolik dahinter

  • Alt: Eine Erinnerung an Vergangenheit und Kontinuität
  • Neu: Die Hoffnung auf einen Neuanfang
  • Geliehen: Ein Symbol für Freundschaft und Hilfsbereitschaft
  • Blau: Ein Zeichen für Reinheit und Treue

3. Braut und Bräutigam dürfen sich vor der Hochzeit nicht sehen

Laut diesem alten, wohl aus Europa stammenden Mythos soll durch die Funkstille zwischen Braut und Bräutigam verhindert werden, dass böse Geister das Eheglück stehlen können. Die “erste” Begegnung am Hochzeitstag soll rein und ungestört sein. 

4. Perlen bringen Tränen

Dieser Aberglaube, der sich natürlich nur auf echte Perlen bezieht, wird ebenfalls häufig mit Hochzeiten verbunden. Wahrscheinlich hat das symbolische Verknüpfen von Perlen mit Tränen und emotionalem Ballast mit den alten Perlentauchern zu tun. Denn dieser lukrative Beruf war natürlich auch mit einem hohen Risiko verbunden und führte Frauen nicht selten ins Tal der Tränen – wenn ihr geliebter Mann eines Tages nicht mehr an Land zurückkehrte.

5. Scherben bringen Glück

Schon seit der vorchristlichen Zeit werden Scherben in verschiedenen Kulturen mit dem Vertreiben von Geistern und düsterer Energien verbunden und so als Glücksbringer verstanden. Gerade im deutschsprachigen Raum bietet dieser Aberglaube die Grundlage für den Polterabend – ein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Hochzeitsritual. Durch das Zerschlagen von Keramik und Porzellan soll einem angehenden Ehepaar so der Weg in ein erfolgreiches Eheleben geebnet werden. Aber Achtung: Glas oder Spiegelscherben sind hierbei tabu – denn diese sollen eher den gegenteiligen Effekt haben. 

6. Schuhe versteigern mit Centstücken

Auch hierbei handelt es sich um ein etwas eigentümliches Brauchtum rund um Hochzeiten im deutschsprachigen Raum: Die Braut bezahlt mit Cent-Münzen für ihre Hochzeitsschuhe. So soll sie unter Beweis stellen, dass sie verantwortungsbewusst mit Geld umgehen kann. Eine während der Hochzeit in Ihren linken Schuh gesteckte Münze soll dem Ehepaar dabei Glück und Wohlstand sichern. Während manch einer traditionsbewussten Hochzeit wird einer der Hochzeitsschuhe unter den Gästen versteigert. Das höchste Gebot sollte am Ende natürlich vom Bräutigam kommen, der den Schuh somit zurückgewinnt und seiner frischen Ehefrau so wieder überreichen kann. 

7. Regen am Hochzeitstag bringt Glück

Es ist natürlich keine große Überraschung, dass sich die meisten Hochzeitspaare für ihren großen Tag eine dicke Portion Sonnenschein und angenehm hohe Temperaturen wünschen. Denn so kann die Hochzeitsgesellschaft unter freiem Himmel gemeinsam anstoßen – ohne jedes Risiko, dass am Ende gar Matsch und Dreck auf dem Hochzeitskleid landen. Einem alten Aberglauben nach aber sind dichte Regenwolken am Hochzeitstag dagegen eher ein Grund zur Freude. Denn die Tropfen stehen symbolisch für Sauberkeit und Fruchtbarkeit und galten in früheren Zeiten als Glücksbringer. Heutzutage wird der Verweis auf diesen Aberglauben vor allem zum Trösten eingesetzt – wenn eine Hochzeitsfeier doch einmal zu einer nassen Angelegenheit wird. 

8. Die Braut über die Türschwelle tragen

Ein weiterer bekannter Hochzeitsbrauch, der wegen seiner romantischen Wirkung zudem auch schon seinen Platz in unzähligen Spielfilmen gefunden hat: Der Bräutigam trägt seine Braut in der Hochzeitsnacht auf beiden Armen eigenhändig über die Türschwelle der Unterkunft. Denn auch hier könnten laut altem Aberglauben womöglich düstere Mächte ihr Unheil treiben, vor denen der Bräutigam seine Ehe durch diesen körperlichen Einsatz so schützend bewahrt. Und darüber hinaus bietet dieser gemeinsame Schritt über die Türschwelle eine wunderschöne Symbolik für den Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

9. Brot und Salz als Hochzeitsgeschenk

In verschiedenen Kulturkreisen und zu unterschiedlichen Anlässen gelten Brot und Salz traditionell als glücksbringende Gabe. Im deutschsprachigen Raum wird sich deshalb auch bei Hochzeiten und den passenden Präsenten und Mitbringseln gerne auf diese alte Bauerntradition berufen. Doch was steckt hinter dieser Tradition? Brot gilt hierzulande schon seit jeher als Grundnahrungsmittel und damit für Sicherheit und Wohlstand. Salz dagegen steht zum einen für Haltbarkeit und Beständigkeit, und zum anderen für die Würze des Lebens. Ein perfekter Doppelpack also, um dem Ehepaar beim Polterabend oder am Tag der Hochzeitsfeier viel Glück zu wünschen. 

10. Blumenkinder

Bei den meisten Eheschließungen hierzulande dürfen natürlich die Blumenkinder nicht fehlen. Meistens sind es junge Kinder aus der direkten Verwandtschaft des Hochzeitspaares, die zur Hochzeit festlich gekleidet in diese Rolle schlüpfen und auf dem Weg vom Traualtar vor dem frischgebackenen Ehepaar Blumen verstreuen. Dieses niedliche und weit verbreitete Ritual ist ein alter heidnischer Brauch. Durch ihn sollen die Götter der Fruchtbarkeit auf die Neuvermählten aufmerksam gemacht werden, um so für reichen Nachwuchs zu sorgen.

11. Die Hochzeitskerze als Symbol

Auch die Hochzeitskerze ist ein Symbol, das hierzulande zumindest bei den meisten christlichen Hochzeiten zum Einsatz kommt. Häufig wird sie von den Trauzeugen an das Ehepaar überreicht und während der Hochzeitszeremonie oftmals von den Blumenkindern getragen. Das Licht der Hochzeitskerze ist ein Symbol der Erleuchtung, soll Geborgenheit vermitteln und das Brautpaar vor bösen Energien bewahren. 

12. Den Trauring fallen lassen bringt Pech 

Klar – vor lauter Nervosität und Herzklopfen, schwitzigen Händen und der geballten Aufmerksamkeit im vollen Saal kann das schon einmal passieren… Doch rutscht dem Bräutigam einer der Eheringe im wichtigen Moment aus den Händen und fällt auf den Boden, dürfte unter abergläubigen Gästen schon einmal ein Raunen durch die Hochzeitsgesellschaft gehen. Denn im Volksmund gilt ein heruntergefallener Ring als ein Zeichen für eine wenig harmonische und von Schwierigkeiten gezeichnete Ehe. 

Warum viele Aberglauben auch heute noch relevant sind

Foto © Samantha Gades (Unsplash)

Schon weit vor der industriellen Revolution und der Entwicklung moderner Kommunikationswege waren alte Bauernweisheiten und Aberglauben eine primäre Informationsquelle, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und Unheil abzuwenden. Heutzutage werden die meisten Aberglauben hierzulande eher mit einem Augenzwinkern und einer Portion Humor weitergetragen, spielen aber weiterhin eine wichtige Rolle in kulturellen Bräuchen. Denn sie stiften regionale Identität und Gemeinschaft, und bilden so auch eine wichtige Brücke über verschiedene Generationen hinweg. 

Darüber hinaus bieten kulturelle Rituale natürlich auch jede Menge ästhetisches Potential und wunderschöne Fotomotive, was sie gerade bei Hochzeiten regelmäßig zu einem beliebten Bestandteil machen.

Hochzeitsaberglauben rund um den Globus

Natürlich sind Aberglauben auch in vielen anderen Teilen der Welt präsent. Gerade in ferneren Kulturkreisen in Asien, Afrika oder Lateinamerika wird Aberglauben und indigenem Wissen dabei häufig sogar eine viel größere Bedeutung zugemessen, als es hier im deutschsprachigen Raum der Fall ist. Und natürlich fallen auch Hochzeiten in anderen Erdteilen hier nicht aus dem Muster. Ein paar Beispiele rund um Hochzeitsaberglauben aus aller Welt:

  • Henna-Färbung (Mehndi) in Indien: ein dunkleres Muster wird mit Eheglück verbunden
  • Rote Schleier (Honggaitou) in China: wird während der Hochzeit als Symbol für Glück und Schutz vor bösen Geistern verwendet
  • Zuckerwürfel im Handschuh in Griechenland und im persischen Raum: als Symbol für Süße im ersten gemeinsamen Lebensabschnitt
  • Dekorative Hufeisen als Hochzeits-Accessoire in Irland: Fangen Eheglück ein – wenn die Öffnung nach oben zeigt

Fazit – Hochzeitsaberglauben heute – Zwischen Ritual und Stil 

Feierlichkeiten vor einem Festzelt
Foto © Kadyn Pierce (Unsplash)

Selbst wenn alte Bauernweisheiten und Aberglauben nicht wortwörtlich genommen und streng befolgt werden müssen, so umgibt sie doch eine symbolische Kraft. Auch im Kontext von Eheschließungen haben sie das wertvolle Potenzial, regionale Identität aufleben zu lassen und dabei von den jüngsten bis zu den ältesten Hochzeitsgästen eine Verbindung über alle Generationen hinweg zu knüpfen. Auch in modernen Gefilden finden sich deshalb regelmäßig kreative, stilvolle und humorvolle Wege, Aberglauben, traditionsreiche Bräuche und Rituale in den Hochzeitskontext zu integrieren. 

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